So richtig wusste ich nicht, was mich da erwarten wird in Belgien… Mit 40 Jahren habe ich natürlich schon einige Wettkämpfe bestritten. Allerdings noch nie ein offiziell internationales Turnier und von daher war die Vorfreude riesig. Spätestens als dann die Lieferung der Germany-Kleidung ankam, stieg das Kribbeln im Bauch und ich konnte es kaum erwarten, mich auf den Weg zu machen.
Gemeinsam mit Tochter Thora haben wir uns eine Woche in einen benachbarten CenterParc eingemietet. Der Urlaub war also schon gesichert, es stellte sich nur noch die Frage, wie viele freie Tage es wohl geben wird? Logischerweise spielt man bei der EM KO-System, d.h. es kann bereits nach einem Spiel Schluss sein. Das Niveau abzuschätzen war sehr schwer und wir sind also völlig ohne Erwartungen in Belgien angekommen.
Das Turnier startete für uns am Sonntag, 25. August 2024 um 20 Uhr im Velodrom in Heusden-Zolder. Durch den Deutschen Meistertitel im Damendoppel O 35 und dem dritten Platz im Mixed hatte ich mich in beiden Disziplinen qualifiziert, was bei der Fülle der deutschen Teilnehmer schon mal eine Leistung war (wir hatten das größte Team am Start). Mit Kerstin Wagner an der Seite, die in Schorndorf spielt, ging es nun endlich los, zunächst gegen zwei Spanierinnen. Mit 21:7 und 21:8 sind wir gut ins Turnier gestartet und konnten einen klaren Sieg verbuchen. Die Rahmenbedingungen waren für mich sehr beeindruckend, da alles hoch professionell organisiert war. Akkreditierung, Matten, Schieds- und Linienrichter, perfekter Zeitplan, Mixed-Zone mit Meeting-Boxen, Livestream, Nationaltrikots, Großveranstaltungsflair… So müssen sich also Profi-Sportler fühlen – man könnte sich durchaus daran gewöhnen J
Nach diesen imposanten Eindrücken der ersten Tage hieß es am Montagmorgen früh aufstehen und ab auf die Matte für´s Mixed, das ich zusammen mit Gregory Schneider aus München bestritt. Mit 21:17 und 21:19 konnten wir uns in Runde 1 gegen Martin/Deneuville aus Frankreich durchsetzen und standen zwei Tage später gegen Janssens/Decoster aus Belgien auf dem Court. Dieses Match ging relativ deutlich zweimal zu 8 an uns und damit war das Achtelfinale erreicht.
Ebenso ging es auch im Doppel eine Runde weiter, wir konnten das zweite Spiel zu 5 und 19 gegen zwei Französinnen gewinnen und hatten damit auch das Achtelfinale erreicht. Wow! Zweimal unter den besten Top 10 Teams von Europa – das hatte ich nicht erwartet! Die Erfolgsserie hielt noch ein bisschen an. Beide Achtelfinale entschieden wir für uns. Mit einer starken und konzentrierten Leistung gewannen wir im Damendoppel gegen die Paarung Scharpmann/Schnyder aus der Schweiz, die die Zweitgesetzten geschlagen hatten. Nach einigen engen und umkämpften Ballwechseln standen wir nach einem 21:14 und 21:18 Sieg im Viertelfinale. Hier war dann leider Ende für uns. Gegen die späteren Vizemeisterinnen aus Dänemark Hasle/Pedersen fanden wir nicht ins Spiel, waren nicht fokussiert genug, machten zu viele einfache Fehler und unterlagen so leider 22:20 und 21:16. Da wäre mehr drin gewesen, was uns wirklich ärgerte. Aber wie sagt man so schön im Sport? Gewinnen wollen und verlieren können… Und: es gab ja noch das Mixed!
Hier stand die gleiche Gegnerin wie im Damendoppel auf dem Feld, allerdings mit einem besseren Ausgang für uns. Zu 14 und 17 konnten wir uns im Achtelfinale durchsetzen und mussten nun gegen die an Platz 3 gesetzten Engländer Hilton-Jackson und Seagraves gewinnen. Genau das taten wir und konnten es kaum glauben: Die Medaille war sicher, einen Podestplatz konnte uns keiner mehr nehmen. Mit 21:17 und 21:17 lieferten wir eine gute Leistung ab und durften somit den Traum noch etwas weiterleben.
Am Freitagabend stand das Halbfinale auf dem Programm und wir wussten, dass es sehr schwer wird. Nelson/Turlan aus Frankreich sind amtierende Meister und haben vorher schon einige starke Teams deutlich geschlagen. Wir starteten gut in das Match, konnten am Ende aber nach einer soliden Leistung keinen Sieg davontragen und mussten uns gegen die späteren Meister mit 21:17 und 21:18 geschlagen geben. Damit hieß es am Ende Bronze im Mixed O35 und Platz 5 im Damendoppel.
Mein Fazit? Es war eine wunderbare Reise, von der ich im Vorfeld nicht so richtig wusste, was mich erwartet. Das Turnier war super organisiert, man durfte sich wirklich einmal wie ein Profisportler fühlen, was eine ganz große Ehre für mich war. Ebenso beeindruckte mit die Unterstützung von Zuhause. Die gesamte Familie, allen voran mein Mann Oliver, Freunde und Kollegen haben mitgefiebert und es gab sogar zwei Überraschungsbesuche von Freunden, die extra für mich nach Belgien gereist sind. Sportlich bin ich sehr zufrieden und stolz, eine Medaille mit nach Hause genommen zu haben. Auch wenn die Niederlagen natürlich schon schmerzen, der Ehrgeiz ist selbst mit 40 Jahren noch da. Nun heißt es wieder Ankommen im Alltag. Und dann geht es in Kürze ja bald wieder mit der Mannschaft los.
Ein herzliches Danke an alle, die uns so toll unterstützt und mitgefiebert haben. Allen voran meiner Tochter Thora, die die Woche mit mir in Belgien war und sich beim Anfeuern die Seele aus dem Leib geschrien hat. Danke an Kerstin und Gregory für die tolle gemeinsame Zeit auf dem Feld. Und ein großes Merci an meinen Mann Oliver, den BSV Eggenstein sowie Freunde und Familienmitglieder, die gefühlt alle live mit dabei waren und uns so unterstützt haben. Es war eine wunderbare Reise!
Die weiteren Ergebnisse der EM gibt es auf der offiziellen Seite des Turniers